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Markt und Mittelstand Mai 2000
Individuelle Schweißtreiber
.... Danach klagen 85 Prozent der 12 000 untersuchten Führungskräfte
über vegetative Beschwerden. Drei Viertel leiden an Fettstoffwechselstörungen
sowie Wirbelsäulen- und Gelenkbeschwerden, jeder Dritte kämpft gegen
Übergewicht. Nach Angaben der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
kostet der ungesunde Lebensstil ihrer Leistungsträger die deutsche
Wirtschaft durch Fehlzeiten und Folgekosten zehn Milliarden Mark
im Jahr.
"Ein Unternehmer, der sich ausschließlich über seine Arbeit definiert,
ist es nicht gewohnt, auf die Signale seines Körpers zu hören",
erklärt Ludger Ciré, leitender Arzt beim IAS warum sich so viele
Führungskräfte überfordern. Spüren sie Störungen, sei die Belastungsgrenze
bereits um ein Vielfaches überschritten, warnt der Mediziner. Verkalkte
Herzkranzgefäße etwa merkt der Betroffene erst, wenn diese bereits
um 70 Prozent verengt seien. Ciré hat erkannt: "Ohne Leidensdruck
beginnt kaum einer, etwas für die Gesundheit zu tun."
Dabei reicht zweimal pro Woche eine Stunde Sport, um fit zu bleiben.
Vor ausgesetzt, der Unternehmer trainiert richtig und regelmäßig.
Beides lässt sich unter Anleitung eines Personal Trainers leicht
umsetzen. Dieser Privatcoach absolviert mit jedem Kunden ein individuelles
Trainingsprogramm, je nachdem, ob der Kunde Stress abbauen, abnehmen
oder etwas für sein Wohlbefinden tun möchte. Personal Trainer sind
zeitlich wie räumlich flexibel und verlegen das Fitnessstudio auf
Wunsch ins Büro oder traute Heim des Klienten. Allerdings ist es
hierzulande immer noch schwierig, qualifizierte von weniger seriösen
Anbietern zu unterscheiden. Jeder darf sich als Personal Trainer
anbieten. Ob er ein kompetenter Gesundheitscoach ist oder ein Durchschnittssportler,
der nur als Joggingbegleiter taugt, zeigt sich oft erst beim Training.
Zudem existieren noch keine offiziellen Kriterien für Aus- und Fortbildung.
Neben dem Deutschen Fitness- und Aerobic Verband (DFAV) in Bonn
vergibt beispielsweise die Aus- und Fortbildungsschule Safs & Beta
in Wiesbaden Personal-Trainer-Lizenzen. Auch Vermittlungsagenturen
bilden die begehrten Privatcoaches aus. In der Regel müssen angehende
Personal Trainer spezielle Zertifikate vorlegen. Häufig dürfen generell
nur ausgewiesene Diplomsportlehrer, Krankengymnasten oder Physiotherapeuten
mit mehrjähriger Trainererfahrung an den Seminaren teilnehmen.
Bei Ilka Faupel, Chefin der Health Performance Group in München,
durchlaufen Personal-Trainer-Anwärter einen mehrstufigen Selektionsprozess.
Nur jeder zehnte Bewerber erhält einen Vertrag zur Zusammenarbeit.
"Wir verstehen uns als Dienstleister, der ein Training anbietet,
das Gesundheit und Wohlbefinden der Kunden dauerhaft stabilisiert",
betont Faupel. Darum rekrutiert sie ihre Mitarbeiter nur aus den
Bereichen Gesundheitssport, Sportmedizin, Rehabilitation, Sporttherapie
und Prävention. Die Exmanagerin gründete vor knapp zwei Jahren ihr
Serviceunternehmen in der Isarmetropole. Inzwischen setzt sie bundesweit
in l 3 Städten über 50 weibliche und männliche Personal Trainer
ein. Zu Faupels derzeit 400 Klienten gehören vorrangig Führungskräfte.
Selbst zwölf Jahre im Management weltweit operierender Konzerne
tätig, weiß die 47-Jährige aus Erfahrung, wie Leistungsträger fit
für einen 16-Stunden-Arbeitstag werden.
Doch nicht nur Kunden und Agenturen wollen vermeiden, dass minder
qualifizierte Coaches überhöhte Stundenlöhne kassieren. Immerhin
kostet ein 60-minütiges Einzeltraining zwischen 80 und 180 Mark.
Auch den Personal Trainern selbst ist daran gelegen, die schwarzen
Schafe der boomenden Dienstleistungsbranche zu entlarven. Aus diesem
Grund haben mehrere hauptberufliche Personal Trainer Ende Dezember
1999 in Köln den Bundesverband Deutscher Personal Trainer (BDPT)
ins Leben gerufen. "Wir wollen selbständigen Privattrainern eine
Berufslobby bieten, eine klar strukturierte Informationspolitik
betreiben und Qualitätsstandards definieren" nennt BDPT-Präsident
Jens Freese die Ziele seines Verbandes. Das wiederum käme auch den
Kunden zugute. ....
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